Schuldenprävention an Berufsschulen
Wenn die Schuldnerberaterin an die Schule kommt, übernimmt sie für eineinhalb Stunden das Tafelbild und bringt die Aufgaben mit. Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende verfolgen den speziellen Unterricht gespannt. Mit Berufsschülern über Schuldenprävention zu sprechen, das ermöglicht die Sparkassenstiftung Offenburg/Ortenau dem Caritasverband Vordere Ortenau mit einer großzügigen Förderung.
Die Gewerblich-Technische Schule Offenburg ist mit rund 2.800 Schülern die größte Berufsschule in Südbaden. Alle Auszubildenden im zweiten Lehrjahr will Diana Saxinger vom Caritasverband in diesem Schuljahr zum klugen Umgang mit den eigenen Finanzen motivieren. Das bedeutet, dass sie 28-mal in die Moltkestraße kommt und sich vom Team der Sozialarbeitenden ins richtige Klassenzimmer lotsen lässt.
"Wir hatten schon häufig Schüler, die sich verschuldet hatten", sagt Schulsozialarbeiterin Simone Brudy. Mit einer Ausbildungsvergütung regelmäßig einen Ratenkredit zu bedienen, sei nicht leicht. Manche hätten auch zu viel im Internet eingekauft. Von den Lehrkräften werde der Spezialunterricht begeistert aufgenommen. Im Lehrplan stehe zwar etwas von Mahnverfahren und Insolvenz. Aber was das praktisch bedeute, wüssten die jungen Leute nicht.
An diesem Morgen trifft Schuldnerberaterin Diana Saxinger auf junge Männer, die Anlagenmechaniker werden. Alle sind volljährig, alle wohnen noch zu Hause, bekommen eine Ausbildungsvergütung und haben ein Handy mit Vertrag. "Ich brauche am Wochenende 70 bis 100 Euro", sagt einer von ihnen. Ein anderer gibt 150 Euro für die Freizeit am Wochenende aus. Manche Schüler holen sich mehrere Dosen Energy-Drinks pro Tag, wirft Klassenlehrer Thomas Eichhorn ein. Mit den Snacks vom Bäcker summiert sich ihr Finanzbedarf nur für die Pausen schnell auf 150 Euro im Monat.
Was kostet das Leben? Das lässt die Expertin die Schüler in Kleingruppen ermitteln. Sie listen auf und bilden Summen, inklusive Streaming-Diensten und Handy-Vertragskosten. Die Erkenntnis der Übung: Mit einer Ausbildungsvergütung lässt sich eine eigene Wohnung mit allen Nebenkosten nicht finanzieren. Vor allem dann nicht, wenn das Geld auch zur Freizeitgestaltung, für Kleidung und Lebensmittel benötigt wird.
Was ist die Schufa? Warum sollte man seine Rechnungen prompt bezahlen und Mahnungen niemals liegen lassen? Wie funktioniert ein Ratenkredit und wie der Dispo-Kredit? Und was bedeutet es, Bürge für einen Kreditvertrag zu sein? Das alles erklärt Diana Saxinger den Berufsschülern. Und mit einem kleinen Trick vermittelt sie, dass sie niemals etwas unterschreiben oder bestätigen sollten, was sie nicht vollständig gelesen haben.
"Legt euch drei Netto-Monatsgehälter als Polster zurück. Und behaltet euren Kontostand im Blick", gibt die Schuldnerberaterin den Berufsschüler mit auf den Weg. Sie legt Haushaltsbücher der Sparkassen Finanzgruppe aus und hat auch ihre Visitenkarte dabei. Beim Caritasverband in Offenburg, Kehl, Oberkirch und Achern bekommen überschuldete Haushalte Hinweise, wie sie Finanzen wieder in den Griff bekommen.
Über die Förderung der Sparkassenstiftung hinaus setzt der Verband auch eigene Finanzmittel für die Schulbesuche ein. Thomas Eberling vom Caritasverband Vordere Ortenau besucht in diesem Schuljahr zahlreiche Klassen an den Beruflichen Schulen Kehl und Achern. Das Ziel ist immer das gleiche: Junge Menschen sollen befähigt werden, ihr Geld überlegt und gut zu verwalten.
Kontakt (beim Klick auf den Link öffnet sich ein neues Nachrichtenfenster): schuldnerberatung@caritasvorort.de

Beim Schuldenpräventionsprogramm des Caritasverbandes Vordere Ortenau an Berufsschulen geht es um den überlegten Umgang mit Geld.